Samstag, 1. Dezember 2012

Tims Jacke ist in ein ungewöhnlich intensiv riechendes Sirup gefallen. Seitdem läuft er ohne Jacke durch die Stadt. Hab ihn zwar telefonisch, aber in Gegenwart seiner Freundin gebeten, sie mir zum Waschen zu geben. Invasiver geht nicht, aber am Montag wird es kalt in Dresden. Ich bin froh, dass er bei Sensifer aufhört, nachdem sie es nach mehreren Monaten nicht nötig hatten, ihre Homepage zu aktualisieren und ihn als Bass einzutragen. OK, ich projiziere: Anja hat mich immer noch nicht in der Disy-Mitarbeiter-Seite ergänzt. Wo beginnt Selbst? Das sind Text und Bild, die ich Anja angeboten hatte. Wahrscheinlich ist es ungelesen im Papierkorb gelandet. Egal. Ja, wirklich egal.

Meist konzentriert und nur selten aus der Fassung zu bringen, höchstens durch vollkommen angstfreie, selbstbestimmte Einzelkämpfer, bei denen sie sofort unstillbare Sehnsucht packt. Der nachzugehen, lässt jedes nachfolgende Interview mit dem Opfer ihrer Begierde für sie zur Erlösung werden. Nein, ganz so dramatisch ist es nicht. Sie ist abgeklärt, gealtert. Außerdem hat sie schließlich bereits mehrere Jahre im OP-Saal hinter sich. Inzwischen schätzt sie aber die Phasen, in denen sie selbst rückhaltlos träumen kann, sehr. Träume, die dann spätestens in die nächsten Sekunden des Interviews einfließen. Nähe zu erleben gehört zu dem Kostbarsten, was sie kennt, insbesondere die Nähe zu sich selbst. Und deshalb findet sie es bescheuert, diesen Text nicht in der Ich-Form zu schreiben. Mein größter Traum ist es, dass meine Kinder mich lesen. Wenn ich das geschafft habe, bin ich tatsächlich erfolgreich. Falls mir die Arbeit bei Disy den Weg dazu ebnet, mache ich das Richtige. Inzwischen übe ich noch mit Anja Fließbachs Rückendeckung. Schließlich gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen dem Schreiben eines Artikels und dem eingeschworenen Miteinander im OP, wobei auch das schon länger als ein Jahrzehnt zurückliegt, überdeckt durch das Schreiben im Internet in Social Networks und im Blog. Denn, egal wie nah der Andere zu sein scheint, wirkliche Nähe zeigt sich erst durch das formulierte Wort. Alles andere ist Autosuggestion, einseitig wie das scheinbare Einverständnis des Gegenübers, die der zufällige Zugriff auf seine Aktfotos hinterlässt. Wobei die Zeit, in der ich die ungefragt zugeschickt bekomme, wahrscheinlich auch bald vorbei ist. Wobei, ja wobei das jetzt auch außer mir wahrscheinlich niemanden sonst wirklich interessiert. Es bleibt, dass Disy auch zukünftig unverlangt eingesandtes Material erst nach gründlicher Prüfung veröffentlicht. Sie werden also auch in Zukunft Ihren Nachbarn nicht bloßgestellt auf unseren Seiten betrachten können.


Auf dem Foto (irgendwann 2010) sitze ich zwischen Lichtwand und Disy-Wand auf dem Disyshop-Boden in der Centrumgalerie. Hinter mir Tisch und Stuhl. Trotzdem sind Augenringe zu sehen, eben extrem viel Nähe, extrem dynamische Nähe. Wenn ich auf dem Stuhl saß statt im Ladeneingangsbereich zu stehen, war Anja sauer. Und das obwohl es anfangs als gläserne Redaktion gedacht war. Die Miete dort ist eben hoch, so dass der Verkauf Vorrang hatte.

Im Moment sehe ich noch aus wie eine Voodoo-Puppe, muss aber den Kühlschrank füllen gehen. Danach träume ich meinen Traum weiter, den von dem Moment, in dem X. und Tim auf IchHabDirGemailt nicht mit HabIchNichtGelesen antworten.

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