Samstag, 15. Dezember 2012

Bayern 3 spielt grad Summer moved on. Mir wird gleich wieder 007-mäßig flau. Dazu hatte ich 1999 der TAZ-Bascha einen erregten Artikel gemailt, auf den sie nicht reagierte. Stattdessen entstand ein interaktionsreiches Forum, das allerdings 2002, einen Tag nach meinem Gespräch mit dem Gerichtsmedizin-Müller über das Forum, geschlossen wurde. Es war ein Bewerbungsgespräch. Christine Erfurt fragte mich, ob ich eine Ahnung hätte, was mich erwartet. Ich hatte geantwortet: "Schlimmer als das, was ich jeden Morgen im Spiegel sehe, kann es auch nicht sein."

Den Bascha-Artikel finde ich nicht, aber einen anderen Text aus der Zeit zu Angst und Depression, den ich inzwischen als verkrampft und wirr erlebe. Martin hatte grad einen Bandscheibenvorfall, wollte sich operieren lassen, ich bekam ein Stellenangebot in der dazugehörigen Anästhesie und befürchtete, er bleibt mir auf dem Tisch und bat ihn, konservativ - ohne OP - vorzugehen. Andererseits zerfraß mich die Angst, wenn ich beobachtete, wie die Opiate ihn veränderten. Schon zu der Zeit las ich Günter Görge bei Multimedica und war überzeugt, dass ich bei ihm arbeiten kann. Er warf mir unter anderem vor, dass ich seine Idee, Schlangenwurz bei Bluthochdruck in der Schwangerschaft zu geben, nicht toll fand.

Ängstlich und Niedergeschlagen?
Fachtagung im Deutschen Hygiene-Museum

Woran denkt Hinz, wenn er in der Kantine sein Schnitzel hinterschlingt und Kunz von Sozioökologie reden hört? Warum Sozioökologie? Was hat das mit der Tagung zu tun? Genau. Und dann fallen ihm vielleicht die verweinten Augen seiner zukünftigen Witwe ein. Aber was haben wiederum die Augen der Witwe mit Sozioökologie zu tun? Mit Sozioökologie deshalb, weil die Gute außerhalb dieses sozialen Kontextes sicherlich nicht zum Schnupftuch sondern in eine griffigere Region greifen würde. Ob sie nun schon niedergeschlagen ist, bloß weil ihr einer von drei Milliarden Männern gestorben ist – tja das kann wahrscheinlich am ehesten ihre behandelnde Psychologin beantworten.

Vielleicht denkt Hinz aber auch an Kunz, der frisch gemobbt den Kick des Outburns auskostet. Oder an Angenehmeres. Angst und Depression, gespeichert in anderthalb Liter Eiweißmasse, sprich hundert bis zweihundert Milliarden Nervenzellen, trennen manchmal Welten Dabei geben wir etwa eine Mark für jede dieser Zellen jährlich aus. Wenn man den deutschen Michel als Gesamtkunstwerk betrachtet. Und der schafft es auch außerhalb der Wehen, seine grauen Zellen derart toxisch zu erregen, dass sie sich entzünden und ausbrennen.

Was spielen die Wehen jetzt für eine Rolle, fragt sich Hinz. Wird frau vom Wehenschmerz psychisch krank??? Naja. Sauer macht nicht immer lustig. Aber immer öfter. Ohne Analgesie sind´s halt nicht grad ihre Traumstunden, die nie enden sollten. Aber es soll ja was bei rauskommen. Der von Natur und Freud her a-hysterische Mann sieht gern Geburt und Wochenbettpsychose als Einheit. Zumal der Oxytocin-Anstieg unter der Geburt frau nicht nur genital stimuliert, sondern auch ihre Sehnsucht nach Kontakt und Sympathie steigert. Inzwischen erkennt Mann aber auch bei posttraumatische Belastungsstörungen an, dass sie mit depressiven Verstimmungen einhergehen können.

Böse Zungen sehen sogar Parallelen zwischen einem oxytocin-getriggerten Wehensturm und dem dopamin-flankierten Einsatz im Kosovo-Krieg. Biochemisch. Allerdings versteinert Dopamin eher: Es macht kampfbereit. Dabei sind Dopamin und Oxytocin biochemische Verwandte. Aber wer kann schon was für seine Verwandschaft.

Vermarkten Frauen ihr Testosteron intensiver, wirken sie dadurch weniger ängstlich, allerdings auch weniger weiblich. Und sie bezahlen den selben Preis dafür wie ihre männlichen Kollegen: Sie driften eher ab gen Alzheim. Das ist nicht immer erwünscht.

So greift der eine oder die andere zu Antidepressiva, wohl wissend, dass sie sich damit das Risiko einkaufen, unter die Pillendreher zu gelangen. Parkinson. Aber da gibt´s inzwischen auch mehr Möglichkeiten als früher: Sich hirnstamm-nah elektrisch zu pacen und der dort gedrosselten Durchblutung gelassener entgegenzusehen.

Ja der medizinische Fortschritt ist nicht zu übersehen: Welcher Depressive braucht heute noch eine vergitterte Immobilie, um sich vor Dritten zu schützen und umgekehrt? Die Zwangsjacke wird heutzutage elegant und zentral direkt am Hirnstamm angelegt. Wohin sollte das denn sonst führen, wenn allenthalben Störung Vorrang vor Regel hätte? Dafür Raum und Zeit außerhalb abgegrenzter Reservate bereitzustellen wäre doch irre. Oder?

Wie machen das eigentlich Fische? Dietrich Dörner beschreibt es im Bauplan für eine Seele:

Fische schwimmen im Schwarm.
Und wenn man einen Fisch
von seinem Schwarm trennt,
scheint er sich sehr unbehaglich zu fühlen
und richtet sein ganzes Sinnen und Trachten darauf,
sich seinen Genossen wieder zuzugesellen.
Warum fühlt sich der einsame Fisch nicht wohl?
Offensichtlich hat er im Schwarm Vorteile.
Der Schwarm macht den einzelnen Fisch
mächtiger und kräftiger, und sei es nur dadurch,
dass es einem Raubfisch schwerer gelingt,
in dem Schwarm einen Fisch zu erwischen,
als wenn er einem Fisch einzeln begegnet
und sich ganz auf ihn konzentrieren kann.
Im Schwarm werden die Jagdaktivitäten
des Raubfisches an Koordiniertheit verlieren;
aufgrund der vielfachen Reize wird er
sich manchmal diesem und jenem zuwenden
und insgesamt mag es sein, dass seine
Jagdchancen geringer werden und
der einzelne Fisch sich im Schwarm
sicher fühlen kann.

Nur weiß der fisch nichts davon.
Aber es ist ihm einprogrammiert,
dass er im Schwarm bleibt
und dessen Bewegungen mitvollzieht.

Es wird behauptet, dass Rechtsradikale sich von Fischen dadurch unterscheiden, dass sie an Autoritäten glauben, sich uneingeschränkt in Hierarchien einordnen und nach Harmonie streben. Bei so viel Homogenität verwandelt sich der ganze Schwarm unter Umständen in einen überdimensionalen Raubfisch oder wird als solcher erlebt. Inwieweit sich die Oxytocin- oder Dopamin-Ausschüttung des Schwarms von seiner Umgebung unterscheidet, ist noch unbekannt. Auch sein genetischer Code. Nur der Dresscode ist offensichtlich und verursacht bei vielen Außenstehenden Angst und Depression.

Ob Angst und Depression vor Alzheimer schützen? Wer weiß. Statussymbole sind sie derzeit jedenfalls noch nicht. Zumal sich auch Herz und Glied eher verabschieden: Rhythmusstörungen, Impotenz und Frigidität sind Marker hierfür. Wer ist schuld? Offensichtlich das Hirn.

Also stürmt die Creme de la Creme der Fachschaft und der Hirnbenutzer das Substrat in seinem sozialen Kontext: Brainstorming interdisziplinär.

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