Freitag, 30. November 2012

Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich jetzt, also heute, in Ruhe mit Tim und X. sprechen, um abzutasten, wo und wie sie Hilfe zulassen, ohne sie mit meiner Angst zusätzlich zu belasten. Christiane lehnt Krankschreibung als ontop-Interaktion ab. MachEinenPlan sei das einzig Denkbare. Hab Martins Eltern auf den Anrufbeantworter gesprochen: Ich will wissen, was sie über Martins Weihnachtsreise mit den Kindern nach Israel denken. Jetzt irgendeine Leichtigkeit zu entwickeln, die Kraft gibt, irgendetwas dabei gleichzeitig Planvolles, wäre schön. Stattdessen hocke ich mit einer bescheuerten OP-Narbe im Gesicht daheim und telefoniere irgendwelchen Promis nach und irre durch Anjas Wellness-Texte für das übernächste Magazin. X. wirft mir vor, dass ich sie als selbstzerstörerisch erlebe und zieht sich von mir zurück, um in Ruhe planen zu können. Wahrscheinlich ist es meine eigene generalisierte Hilflosigkeit, die ich dem gesamten Universum unterstelle. Vielleicht sollte ich wie Tim und X. von Radio auf CD übergehen, um dieses Gefühl von EsIstGemacht zu überwinden. Am meisten verzweifle ich im Moment an der Schnittstelle von Arzthaftrecht und Beweisverwertungsverbot beim gegenwärtigen Patientenrechtgesetz, wenn ich Wolfgang von Fixation unter Polizeischutz berichten höre. Ein Härtefallfond klingt irrwitzig, jedenfalls lotteriemäßig. Es macht mich so unsicher, dass ich mir die momentane ZDF-Bundestagsdebatte zu Griechenland nicht antue. Ich fühle mich überlastet, kaum dass ich an Duschen oder Aufstehen denke. Sport fehlt mir. Zeit dass die Narbe heilt. Hab gestern mehrfach die Augen gerieben, weil ich die OP vergessen hatte. Entsprechend gestresst sieht die Narbe aus. Vielleicht rufe ich Gerlind und Manfred an, ob sie auf einen Tee vorbeikommen. Frank und Thomas mag ich nicht mit meiner Halloween-Fratze erschrecken, nachdem Uwe mich gestern am Fahrstuhl fassungslos angestarrt hatte. Aber vielleicht rufe ich Uwe an. Zumindest sollte er wissen, dass das blaue Auge ursprünglich eine Schönheits-OP und keine Gewalteinwirkung war.

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